Bericht von Nicolas Michael
Kurzbeschreibung: 2wöchige Ruderfahrt auf Saone und Rhone von Port-sur-Saone über Lyon nach Valence. Gesamtstrecke: 446 Km.
Streckenübersicht | |||||
Etappe | Tag | Strecke (geplant) | Km (geplant) | Strecke (tatsächlich) | Km (tatsächlich) |
---|---|---|---|---|---|
1. Etappe: | Sa, 23.03. | Port-sur-Saone - Ray sur Saone | 29 Km, 7 Schl, 1 Tun | Port-sur-Saone - Chantes | 21 Km, 1 Schl, 5 Umtr |
2. Etappe: | So, 24.03. | Ray sur Saone - Gray | 36 Km, 3 Schl, 1 Tun | Ray sur Saone - Gray | 41 Km, 5 Umtr |
3. Etappe: | Mo, 25.03. | Gray - Auxonne | 48 Km, 4 Schl | Gray - Auxonne | 48 Km, 3 Schl, 1 Umtr |
4. Etappe: | Di, 26.03. | Auxonne - Verdun sur le Doubs | 56 Km, 3 Schl | Auxonne - Verdun sur le Doubs | 56 Km, 3 Schl |
5. Etappe: | Mi, 27.03. | Verdun s. l. Doubs - Chalon-sur-Saone | 25 Km | Verdun - Chalon-sur-Saone | 25 Km |
Ruhetag | Do, 28.03. | Ruhetag in Chalon | |||
6. Etappe: | Fr, 29.03. | Chalon-sur-Saone - Macon | 61 Km, 1 Schl | Chalon-sur-Saone - Macon | 61 Km, 1 Schl |
7. Etappe: | Sa, 30.03. | Macon - Trevoux | 51 Km, 1 Schl | Macon - Trevoux | 51 Km, 1 Schl |
8. Etappe: | So, 31.03. | Trevoux - Lyon | 21 Km, 1 Schl | Trevoux - Lyon | 21 Km, 1 Umtr |
9. Etappe: | Mo, 01.04. | Lyon - Saint-Romain-en-Gal | 37 Km, 1 Schl | Lyon - Saint-Romain-en-Gal | 37 Km, 1 Schl |
10. Etappe: | Di, 02.04. | Saint-Romain-en-Gal - Tain l'Hermitage | 61 Km, 3 Schl | Saint-Romain-en-Gal - Schleuse Sablons | 33 Km, 1 Umtr |
11. Etappe: | Mi, 03.04. | Tain l'Hermitage - Valence | 22 Km, 1 Schl | Schleuse Sablons - Tain l'Hermitage | 29 Km, 1 Umtr |
12. Etappe: | Do, 04.04. | Valence - Donzere | 58 Km, 3 Schl | Tain l'Hermitage - Valence | 23 Km, 1 Umtr |
Die Idee, zu Ostern in Frankreich zu rudern, war eigentlich ein Ausweg aus der ungünstigen
Schulferienlage. Ursprünglich sollte in den Sommerferien eine längere Fahrt stattfinden, doch da die Sommerferien
dieses Jahr so früh liegen, paßt das nicht mit meinen Semesterferien und Klausuren zusammen. Also mußte ein Ziel
für die Osterferien gefunden werden, die zwar sehr früh liegen, aber immerhin mit den Semesterferien
zusammenfallen. Die erste Idee war Portugal mit Unterkunft in der Deutschen Schule Faro, aber dort ging es
zu der Zeit nicht. Also entschied ich mich für Frankreich. Auch hier gab es mehrere Möglichkeiten: Canal du Midi
beispielsweise, oder aber Doubs und Saone. Nachdem ich einige Zeit lang Informationen gesammelt
hatte, entschied ich mich schließlich für eine Fahrt auf den Flüssen Saone und Rhone.
Die Planung einer Ruderfahrt erfordert immer viel Zeit und kostet Nerven. Allerdings übertrafen die Schwierigkeiten, Hürden und Probleme bei dieser Fahrt die aller anderen Fahrten bei weitem. Und das, obwohl die Vorbereitungen bereits im Herbst 2001 begannen. Nachdem geeignetes Kartenmaterial beschafft war, ging es darum, überdachte Unterkünfte zu finden. Da wir ohne Landdienst fahren würden, wollte ich unbedingt auf Zelte verzichten. Schließlich waren einige Adressen von französischen Ruderclubs herausgefunden, nur am Oberlauf der Saone sah es noch schlecht aus. Hier hoffte ich auf Zeltplätze o.ä., die uns vielleicht einen Raum zur Verfügung stellen könnten.
Die Quartier-Verhandlungen waren zäh und zogen sich sehr in die Länge. Glücklicherweise bot sich meine Mutter,
die sehr gut französisch spricht, an, die Telefonate zu führen. Die meisten Ruderclubs mußten erst überzeugt
werden, daß man als Ruderer auch gerne auf Isomatten in einer Bootshalle schläft und keine Betten benötigt.
An den Orten, wo es keine Ruderclubs gab, mußten Zeltplätze und ein Wassersportzentrum als Quartier dienen.
Die zwei übrigen Übernachtungen ließen sich nur durch die Bürgermeister der Orte lösen: Einmal wurden uns der
Festsaal der Stadt zugesagt, das andere Mal eine Schule als Quartier. Da alle Kontaktpersonen sehr nett und
hilfsbereit waren, hatten wir schließelich alle Unterkünfte geklärt. Manche Orte schickten sogar vorab
Broschüren und weiteres Informationsmaterial über die Gegend zu.
Die Strecke, die ich mir überlegt hatte, sollte von Port-sur-Saone über Chalon-sur-Saone und Lyon bis nach Donzere führen: 505 Km, 28 mal schleusen und zweimal durch einen Tunnel rudern. Leider kam es erstens anders und zweitens als man denkt: Letztendlich sind wir insgesamt 446 Km von Port-sur-Saone mit kleiner Lücke nach Valence gerudert, haben 11 mal geschleust, dafür aber 15 mal umgetragen (dreimal an Schleusen-Vortoren, sechsmal an Schleusen selbst und sechsmal an Wehren). Wieviele Kilometer wir mit den Booten in der Hand zurückgelegt haben, möchte ich lieber nicht ausrechnen. Wie es dazu kam? Tja... Französische Gesetze!
Ja, Rudern in Frankreich ist kompliziert. Schwimmwesten sind Pflicht, vor allem beim Schleusen (ob man sie auch beim Umtragen tragen muß, weiß ich nicht...), und damit's nicht zu langweilig wird, braucht man in Frankreich als Ruderer eine Genehmigung, um die Flüsse und Kanäle zu benutzen. Obwohl sie bereits recht zeitig beantragt war, erreichte sie mich erst kurz vor der Abfahrt. Aus ihr ging hervor, daß wir weder die Tunnel, noch die Automatikschleusen, noch die Schleusen für die große Schiffahrt benutzen dürfen. (Was bleibt da noch übrig?) Da jedoch keine Zeit mehr war, Änderungen an der Streckenplanung vorzunehmen, ließen wir es drauf ankommen.
Alle, die mit uns auf Ruderfahrt fahren... Da wir alleine nicht genug Teilnehmer für eine so weite Fahrt gehabt hätten, sollte die Fahrt als gemeinsame Ruderfahrt vom Schülerruderverband Wannsee und dem BRK Astoria stattfinden. Insgesamt kamen wir so auf 16 Interessenten - leider einer zuviel. Vom SRVW waren dies Linus, Simon, Jonas, Fabian, Otto und ich, von Astoria kamen Sebastian, Christian, Folke, Gundi, Julia, Philipp, Bijan, Moritz, Martin und Benni. Folke, der als letztes bezahlt hatte, rückte auf die Warteliste, konnte aber schließlich doch mitkommen, da Gundi kurz vor der Fahrt krank wurde. Als Boote kamen die Keraunos, unser bewährter, wenn auch beim Umtragen etwas schwerer B-Doppelvierer, die Jung-Astoria (ebenfalls B-Doppelvierer) und die Potsdam (C-Doppelvierer) zum Einsatz.
Nachdem
bereits am Mittwoch die Boote verladen worden waren, begannen wir am Freitag, dem 22. März nachmittags die Anreise nach
Frankreich. Während der Großteil mit der Bahn nach Frankreich fuhr, reisten vier Teilnehmer mit unseren beiden
Fahrern Martin und Peter zusammen mit den Booten auf der Straße nach Frankreich. Da Robin nicht mit dabei war,
übernahm Otto dieses Jahr seine Rolle und erschien erst auf dem Bahnsteig, als der Zug schon fast abfahren wollte.
Von Zoo ging's dann mit dem ICE nach Mannheim. Im Bordrestaurant hatten wir nach der Ansicht der unfreundlichen
Bedienung ein Problem, weil auch in sonst leeren Bordrestaurants jeder am Tisch etwas bestellen muß.
Von Mannheim ging's dann in einem verdreckten InterCity nach Basel, wo wir um Mitternacht eintrafen. Hier ging
etwas später unser Nachtzug nach Vesoul. Allerdings kann nicht jeder während einer zweistündigen Zugfahrt in
einem Liegesessel schlafen, wenn ständig Personen durch den Zug laufen. Etwas müde kamen wir dann um 3:03 Uhr
morgens bei Regen an unserem Ziel, dem Bahnhof in Vesoul, an. Hier schloß man uns freundlicherweisen den
Wartesaal auf, so daß wir mit unseren Isomatten im Bahnhofsgebäude, geschützt vor Regen und Wind, schlafen
konnten. Gegen vier Uhr traf auch der Bootstransport in Vesoul ein und hielt sein Schläfchen im gemieteten
VW-Bus.
Als am nächsten Morgen um sieben Uhr der Bahnhof wieder aufgeschlossen wurde, brachte uns das Bahnhofspersonal
eine Tüte voll frischer Croissants! Etwas müde fuhren wir dann mit dem Auto zu dem etwa 15 Km entfernten
Ort Port-sur-Saone, wo wir unsere Ruderfahrt beginnen wollten. Die Regenwolken der letzten Nacht hatten
sich verzogen, und der Himmel war strahlend blau, wobei es allerdings noch ziemlich kalt war. Schnell waren
die Boote abgeladen, aufgeriggert und beladen. Die erste Etappe konnte beginnen! Wir dankten unseren
beiden Fahrern für den Bootstransport und verabschiedeten uns von ihnen - sie wollten die nächsten zwei Wochen
Urlaub im Elsaß und am Mittelmehr machen. Nach etwa 500 Metern Rudern erreichten wir unsere erste Schleuse und
drehten die über dem Wasser hängende Stange, um die Schleusenautomatik zu aktivieren. Gespannt warteten wir,
aber nichts passierte. Also stiegen wir aus und stellten mit Schreck fest, daß der Schleuse ihr unteres
Schleusentor fehlte! Während wir die Boote entluden, um umzutragen, kam ein Schleusenwärter mit schlechten
Neuigkeiten auf uns zu: Für die gesamte nächte Woche würden alle Schleusen bis St-Jean-de-Losne überholt und
seien daher gesperrt. Das Umtragen an den Schleusen sei teilweise sehr schwierig, weil unterhalb der Schleusen
oft steile Uferbefestigungen seien. Das würden wir seiner Meinung nach nie schaffen! Als wir ihm erzählten,
daß wir unmöglich eine Woche warten könnten, setzte er sich hilfsbereit mit uns hin und zeichnete in unsere Karte ein,
wo wir an den Schleusen am besten umtragen könnten. (Vielen Dank!!) Besonders schlecht sah es an den Tunneln aus, die durch
mehrere Vortore versperrt waren. Da alle Automatikschleusen etwa 1 Km vor der eigentlichen Schleuse noch ein
Vortor haben, das verschlossen ist, muß man pro Schleuse zweimal umtragen. Er empfahl uns daher, meist an den
Wehren und nicht an den Schleusen umzutragen. Insgesamt kamen wir so auf achtmal umtragen! Daß das bis zum
Abend nicht zu schaffen war, war uns völlig klar. Also riefen wir Martin und Peter an und baten sie, den
Rückwärtsgang einzulegen und uns zu Hilfe zu eilen. Während wir warteten, aßen wir schnell etwas --- schließlich
war es bereits Mittag. Als sie da waren, luden wir unser Gepäck wieder ins Auto, damit sie es für uns zu unserem
Etappenziel bringen konnten. Wir wollten versuchen, die Strecke mit unbeladenen Booten zu schaffen. Nach dem Umtragen hatten wir hinter der
ersten Schleuse gute Strömung. Die Saone ist hier recht schmal und idyllisch, die Landschaft leicht
hügelig. Leider erreichten wir nach nur dreieinhalb Kilometern schon die nächste Schleuse. Nachdem wir am
Vortor umgetragen hatten, stellten wir erfreut fest, daß die Schleuse selbst technisch intakt schien. Der
Schleusenwärter bestätigte mir (jaja, der FL hat sich selbst auf französisch verständigt!), daß die Schleuse
funktionieren würde, und so konnten wir schleusen!! Nach weiteren drei Kilometern kam die nächste Schleuse.
Martin und Peter zufolge sollte sie auch intakt aussehen, so daß wir die Hoffnung hatten, nach dem Umtragen
am Vortor schleusen zu können. Leider funktionierte die Schleuse nicht, da sie abgeschaltet war, und die
Schleusenwärterin erklärte uns, sie würde ihren Job verlieren, wenn sie die Schleuse einschalten würde. Also
Umtragen. Einen Kilometer später erreichten wir die nächste Schleuse, die die Einfahrt zum Tunnel versperrte.
Hier überlegten wir lange hin und her, an welcher Stelle wir die Boote am besten umtragen könnten. Es schien
fast aussichtslos, wir waren schon kurz davor zu kapitulieren. Schließlich packten wir es an: die Jung-Astoria
wurde über die kleinere Wasserschwelle geschoben, die anderen beiden Boote wurden neben dem Hauptwehr umgetragen
und eine halbe Ewigkeit bis zu einer halb überfluteten Wiese geschleppt,
wo wir sie wieder einsetzten. Nun konnten wir endlich mal etwas rudern --- der alte Flußlauf macht einen langen
Bogen: über 10 Km ohne Schleuse! Allerdings wurde es langsam spät, und es war klar, daß wir bis Sonnenuntergang
unmöglich auch nur in die Nähe von Ray-sur-Saone kommen würden. Also entschlossen wir uns, bei Chantes
die Boote aus dem Wasser zu nehmen und mit dem Hänger zu unserem Etappenziel zu fahren. So fuhren wir auf
dem Landweg nach Ray-sur-Saone. Unser Quartier hier war der Festsaal der auf einem Hügel über der Saone
gelegenen Stadt. Da es keine Duschen gab, konnten wir uns nur über dem Waschbecken waschen. Auf dem großen
Herd dort kochten wir in unseren mitgebrachten Töpfen Nudeln, die nicht ganz reichten, und fielen anschließend
um 21:30 Uhr müde in die Schlafsäcke.
Am nächsten Morgen warteten wir bei blauem Himmel, aber einem kalten Lüftchen, auf einer Wiese
in Ray-sur-Saone auf Martin und Peter, die unsere Boote vom gestrigen Etappenziel holen wollten.
Gestern abend konnten sie den Hänger nicht holen, da wir versehentlich die Gurte zum Verzurren der Boote
mitgenommen hatten... Als wir alle gut durchgefroren waren (trotz Laurentia) kamen sie endlich. Leider bemerkten wir zu spät,
daß die Wiese so matschig war, daß das Zugfahrzeug Probleme haben würde, die schräg zum Wasser abfallende
Wiese wieder zu verlassen. Nachdem die Boote wieder aufgeriggert und zu Wasser gebracht waren, versuchten wir,
den VW-Bus von der Wiese zu schieben. Die Räder gruben sich in die Wiese, der Schlamm spritzte um uns, aber
der Bus bewegte sich kaum. Mit ein paar Brettern zum drunterlegen, die uns ein Anwohner lieh, gelang es dann aber schließlich
doch, den Bus wieder von der Wiese zu schieben. Endlich konnten wir losrudern, das Gepäck sollte wieder mit
dem Auto zum Zielort fahrten, damit wir möglichst unbeschwert umtragen könnten... Nachdem bei der ersten
Etappe unserer Wanderruderfahrt das Wandern das Rudern überwog, hatten wir heute längere Ruderstrecken
ohne Schleusen! Das erste Wehr erreichten wir erst nach elf Kilometern (Wow!). Das Umtragen war recht problemlos,
die Strecke nicht zu weit. Leider kam zwei Kilometer später das nächste Wehr. Neben einigen Inseln hoben
wir kompliziert die Boote aus dem Wasser und setzten sie unterhalb des Wehres im schnell strömenden Wasser wieder
ein. Das erste Boot, das ablegte, konnte bis zur Kurve nicht genug Fahrt aufnehmen und trieb seitlich in einen
über das Wasser ragenden Baum. Dumm gelaufen! Aber sie kamen ohne naß zu werden wieder aus dem Baum raus. Nach dem Wehr ging es auf dem alten Flußlauf viele Kilometer bei guter Strömung
durch eine schöne Wiesenlandschaft, bis wir schließlich die nächste Schleuse erreichten. Nach dem Umtragen
am Vortor ruderten wir die Boote als Einer bis zur Schleuse selbst, wo wir sie erneut heraushoben und
anschließend über die steile Böschung wieder einsetzten. Bevor es weiterging, machten wir hier eine Mittagspause,
um uns etwas vom Umtragen zu erholen und für die nächsten Tragereien zu stärken. Als wir das nächste Wehr beim
Ort Rigny erreichten, wurde es schon langsam abend. Mittlerweile hatten wir schon etwas Routine, so daß
wir nicht mehr lange zögerten, sondern gleich anpackten. Einige Kilometer später erreichten wir kurz vor
Dunkelheit unser Etappenziel, den Campingplatz im Ort Gray. Unsere Unterkunft war das enge Rezeptionsgebäude
des Campingplatzes. Auf unserem eigenen Kocher kochten wir Reis mit Paprika. Wasser gab's leider nur an der
Hauswand gegenüber aus einem Gartenschlauch, so daß aus dem Waschen auch heute nichts wurde. Toiletten gab's
nur open air hinter den Bäumen, aber das stört dann auch nicht weiter. Dicht gedrängt verbrachten wir die
Nacht im engen Raum...
Wie auch am Tag zuvor war Aufstehen für 6:30 Uhr festgelegt. Wurde auch langsam Zeit, denn der Sauerstoff
wurde knapp. Da alle wußten, daß wir wieder einen langen
Tag vor uns haben würden --- 48 Km und 4 Schleusen bis Auxonne ---, klappte alles sehr zügig. Sebastian und Christian besorgten, wie auch an allen folgenden
Tagen, den morgendlichen Einkauf, so daß wir frische Baguettes frühstücken konnten. Beim Bezahlen für die
Unterkunft mußten wir etwas verhandeln, da aus einem Preis von 10 Franc pro Person plötzlich 90 Euro insgesamt
werden sollten. Schließlich einigten wir uns auf 40 Euro und waren um 9:00 auf dem Wasser. Das Gepäck hatten
wir in den Hänger gelegt, zusammen mit einem Einkaufszettel für Martin und Peter, da der Supermarkt im Ort
noch nicht geöffnet hatte. Wie immer hatten wir strahlend blauen Himmel. Die Temperaturen waren morgens noch
recht frisch, im Tagesverlauf wurde es dann aber milder. Der Wind war schwächer als an den letzten Tagen, so
daß die Temperatur sehr angenehm war. Als wir in Gray an der Schleuse anlegten, kam
gleich ein Mitarbeiter des Service Navigation auf uns zu. Nachdem wir unsere Probleme der letzen beiden
Tage geschildert hatten, führte er uns zu seiner Cheffin ins Büro. Hier wurde uns freundlich und hilfsbereit
geholfen. Man gab uns Karten und zeichnete uns ein, welche Schleusen wir benutzen könnten und welche nicht.
Es waren nämlich nur einige Schleusen defekt, die anderen waren lediglich ausgeschaltet. Für zwei Schleusen
gab man uns eine Telefonnummer, unter der wir einen Schleusenwärter anrufen sollten, der dann für uns zur
Schleuse kommen würde, um sie für uns einzuschalten. (Vielen Dank!!) Das Schleusen in Gray genossen
wir, als wär's unser erstes Mal, und belohnten den Schleusenwärter (wie auch alle folgenden) mit einem kräftigen
Hip-Hip-Hurra!. Danach ging's flott weiter. Nach einiger Zeit erreichten wir den nächsten Schleusenkanal --- das Vortor war offen, und
die Schleuse funktionierte! Nach einem längeren Ruderstück folgte die nächtste Schleuse. Hier genossen wir
unser vorläufig letztes Mal Umtragen, das sich allerdings nicht ganz einfach gestaltete, da für das Einsetzen der
Boote nicht viel Platz war. Nach dem Umtragen fanden wir eine phantastische Wiese für unsere Mittagspause, wo
wir auf einer leichten Schräge windgeschützt und warm die Sonne genießen konnten! Da wir wußten, daß die
nächste Schleuse funktionierte, konnten wir uns Zeit lassen und mußten uns keine Sorgen machen, daß wir die
Etappe nicht schaffen würden. Nach den ersten beiden Tagen, an denen wir viel Zeit mit dem Tragen der Boote
verbrachten, tat diese Entspannung in der Sonne richtig gut! Nach der Pause flogen wir mit unbeladenen Booten
und guter Strömung ohne umzutragen bis nach Auxonne, unserem heutigen Etappenziel. Unsere Unterkunft
war ein luxuriöses Wassersportzentrum, das wir ganz für uns alleine hatten: Mehrere 4- bis 6-Bett-Zimmer, ein
großer Eßraum und vor allem: Duschen! Warme Duschen! Wir dankten Martin und Peter für ihre zusätzlichen drei
Tage, die sie uns geholfen haben, und verabschiedeten uns von ihnen. Die nächsten Tage wollten wir es jetzt
auf eigene Faust und mit Gepäck im Boot schaffen!
Am folgenden Tag stand mit 56 Km und drei Schleusen eine längere Etappe bevor. Als wir aufstanden, war es
draußen noch sehr kalt, die Boote waren vereist. Aber der Himmel war blau wie immer. Um 9:00 waren wir bereits
auf dem Wasser. Das Schleusen in Auxonne klappte dank der Telefonnummer, die man uns in Gray
gegeben hatte, problemlos. Der Fluß wird hinter Auxonne etwas breiter und ist nicht mehr ganz so idyllisch
wie an den ersten Tagen. Dafür wurde es heute tagsüber etwas wärmer, so daß wir in T-Shirts rudern konnten.
In St-Jean-de-Losne legten wir an, um beim Voies Navigables de France die obligatorischen Plaketten
für unsere Ruderboote zu kaufen. Allerdings war man hier erst ratlos und dann der Meinung, daß unsere Autorisation
völlig reichen würde --- Plaketten finde ich überflüssig, die braucht ihr nicht. Na prima, 100 Euro gespart!
Hinter St-Jean-de-Losne folgt ein 10 Km langer, trostlos langweiliger Schleusenkanal, aber glücklicherweise
ist auch der irgendwann vorbei. Hinter dem Kanal war erstmal Mittagspause angesagt. Dann ging's weiter bis zu
unserem Zielort Verdun sur le Doubs. Hier mußten wir auf einer schlammigen Rampe die Boote herausnehmen.
Ein netter Mann brachte uns zu unserem Quartier, einer Grundschule, in der wir in einer Art Mensa schlafen sollten.
Hier war bereits ein kleines Buffet für uns vorbereitet: Chips und Rosé! Vielen Dank für diesen freundlichen
Empfang! Nach dem Essen haben wir dann noch ein wenig Ball gespielt (Wer hat den Ball?) und mit Löffeln
auf den Tischen rumgeklopft...
Ausschlafen! Der Wecker klingelte erst um 7:30 Uhr! Heute stand nur eine kurze Etappe auf dem Programm,
nach Chalon sind es gerade einmal 25 Km. Das Beladen der Boote auf der schlickigen Rampe war allerdings
recht kompliziert und zeitaufwendig. Die Boote wurden von Tag zu Tag dreckiger, der Schlamm in den Booten war
bereits an den Vortagen mehrere Kilo schwer. Bei warmen Wetter und kühlem Rückenwind sind wir heute die
halbe Etappe nach Chalon-sur-Saone gesegelt. Kurz vor Chalon läßt die Strömung fast völlig nach.
Auch an den folgenden Tagen ist nur noch unterhalb der Schleusen etwas Strömung, ansonsten ist sie sehr gering.
Unser Quartier in Chalon war erstmals ein Ruderclub. Hier angekommen machten wir erstmal Mittagspause
auf der Wiese vor dem Club und staunten über die Boote, die es hier gab: Für Anfängerausbildung hatte man
surfbrettähnliche Ruderboote. Sonst wurde in erster Linie Rennboot gerudert. Als die Ruderer hier von
unserer Ruderfahrt hörten, staunten sie ganz schön und konnten sich kaum vorstellen, daß so eine Fahrt möglich
ist. Für sie waren wir die Kings of the River. Nach dem Essen liefen wir durch die Stadt, aßen Crepes und genossen einen
Kaffe auf dem Place St-Vincent. Abendessen kochten wir heute ausnahmsweise nicht selbst, sondern gingen
in ein Restaurant in Chalon, das allerdings leider nicht so recht überzeugen konnte.
Am nächsten Tag war Ruhetag, wir konnten lange schlafen! Zum Frühstück gab's heute neben den normalen Pains
auch Croissants! Den Vormittag verbrachten wir in Chalon in Cafes beim Schreiben von Postkarten, bevor wir
zurück zum Club gingen, um dort unsere Brote auf der Wiese zu verzehren. Anschließend sonnten wir uns auf der Wiese,
spielten Skat (meistens Null) oder schlummerten etwas. Simon war der Ansicht, er könnte 13 hartgekochte Eier in drei Minuten
essen. Also kauften wir Eier in der Stadt. Abends ging es dann los. Aus den 13 Eiern wurde allerdings nichts,
nach sechs Minuten hatte er gerade mal neun Eier geschafft! Aber das immerhin, ohne daß ihm schlecht wurde! Vom
Wetten angestiftet konnte es Linus sich nicht verkneifen, einen Regenwurm zu essen und anschließend wieder
auszuwürgen. Nach dem Abendessen, zu dem es einen 5-Liter-Kanister Wein gab, spielten wir ein paar Runden Black Jack.
Tja Simon, mal verliert man, mal gewinnen die anderen... Während des Spiels wurde
der völlig unschuldige und nichtsahnende FL von den Teilnehmern gegen seinen Willen zum Weinkonsum
gedrängt und versuchte anschließend krampfhaft, seine Nüchternheit unter Beweis zu stellen.
Doch die Teilnehmer hatten sich alle gegen ihn verschworen und erklärten ihn für betrunken, obwohl er durch
den Wein nur ganz leicht angeheitert war. Alle anders lautenden Gerüchte über den Verlauf dieses Abends sind
frei erfunden und entsprechen nicht den Tatsachen!
Die nächste Etappe sollte nach Macon führen und war mit 61 Km die längste Etappe der Fahrt. Nachdem es vormittags noch sonnig war, bewölkte es sich zum Nachmittag etwas, blieb aber warm und leicht schwül. Die Landschaft ist flach und nicht mehr sonderlich interessant. Die Strömung läßt stark nach. An der Schleuse wurde heute erstmals vom Schleusenwärter unsere Autorisation verlangt. In Macon kamen wir in einem großen Ruderzentrum an. Als Quartier hatte man hier für uns einen kleinen, nicht sonderlich frisch riechenden, unverputzten Raum vorgesehen. Nach dem Essen legten wir uns gleich in diesem Kerker schlafen.
Am nächsten Morgen
war es grau, aber mild und windstill. Es sollte auch heute wieder schön werden:
Ab Mittag war es wieder sonnig und warm. Die Langschaft ist hier wieder interessanter: Anfangs sieht man
einige höhere Berge im Hintergrund, später führt der Fluß wieder durch eine leicht hügelige Landschaft.
Unsere Mittagspause machten wir gegenüber dem Ort Montmerle sur Saone, wo wir Eis kauften. Unser heutiges
Etappenziel Trevoux schickte uns ein Motorboot, was uns auf den letzten Kilometern zum Ort begleiten
sollte. Im Ort erwartete man uns bereits. Sogar der Bürgermeister und ein Photograph waren anwesend! Sehr
freundlich wurden wir hier empfangen und begrüßt. Man fragte uns über unsere Strecke aus und half uns sogar,
unser Gepäck zu tragen. Als Unterkunft hatte man uns hier zwei Bungalows auf dem Campingplatz reserviert.
Als besonderes Highlight brachte man uns sogar noch einen Korb mit Spezialitäten der Gegend: Wein, Brot,
Käse, Wurst und Pastete! Eigentlich hatten wir vorgehabt zu kochen, aber das war damit überflüssig. In der
Zeitung sollte ein Artikel über uns erscheinen. Mit so viel Aufmerksamkeit hatten wir nicht gerechnet. Als
Wanderruderer in Deutschland wird man kaum beachtet. Daß wir hier so überaus
freundlich und interessiert empfangen wurden und so großzügig mit Essen und Wein versorgt wurden, hat uns
unheimlich gefreut!! Vielen, vielen Dank!
Da die Etappe nach Lyon mit 21 Km sehr kurz war, konnten wir heute etwas länger schlafen. Außerdem
war Ostern! Linus durfte endlich sein seit Berlin mitgeschlepptes Riesen-Osterei öffnen. Zum Frühstück gab's
zur Feier des Tages Croissants. Otto bestand darauf, daß wir Ostereier suchen und machte sich gleich auf,
um die Ostereier, die wir noch aus Berlin hatten, zu verstecken. Das Wetter verwöhnte uns heute wieder: Wie
immer war es sonnig und heute sogar schon morgens ziemlich warm. Die Landschaft ist etwas bergig und recht
schön. Vor Lyon hatten wir noch eine Schleuse zu überwinden. Wir hatten schon damit gerechnet, umtragen
zu müssen, da Ostersonntag war. Aber als wir an der Schleuse ankamen, kam uns ein Schiff entgegen. Dennoch
weigerte sich der Schleusenwärter, uns zu schleusen. Es sei verboten, meinte er. Also mußten wir umtragen.
Da die Schleuse recht groß war, war auch die Strecke entsprechend lang. Einige hundert Meter reichten hier nicht,
neben der Straße ging es eine halbe Ewigkeit entlang bis hinter die Schleuse, insgesamt bestimmt 500 Meter.
Und das mit Gepäck und drei Booten! Schließlich waren wir aber fertig und erreichten bald danach unser
Etappenziel, die Aviron Union Nautique de Lyon. In einem schönen Bootshaus erwartete uns ein
phantastischer Clubraum, in dem das Parkett gerade frisch abgezogen worden war! Im Tausch gegen unseren Berlin-Wimpel,
den wir allen französischen Rudervereinen mitbrachten, erhielten wir sogar gleich zwei Wimpel des Clubs. Nach
dem Duschen --- eiskalt und sehr erfrischend --- machten wir uns auf den Weg in die Stadt. Da der Club etwas
außerhalb liegt, fuhren wir mit dem Bus. Der Busfahrer hatte keine 15 Tickets mehr für uns, und so durften wir
umsonst mitfahren... Nach einem Spaziergang durch Lyon zum Rhoneufer und zurück gingen wir Essen, zum Nachtisch
gab's wieder Crepes. Die Rückfahrt mit dem Bus war ebenfalls kostenlos, c'est bon! meinte der Busfahrer
nur zu uns!
Der nächste Morgen schenkte uns wieder phantastisches Wetter. Nur auf das frische Brot mußten wir etwas
länger warten, da der nächstgelegene Bäcker nicht geöffnet hatte. Durch die Innenstadt von Lyon ließen
wir uns größtenteils treiben. Die letzten Kilometer auf der Saone durch das Industrie- und Hafengebiet wurde
wieder gerudert. Die Mündung von der Saone in den Rhone ist wenig spektakulär und wegen der Industrie recht
häßlich. Auch die Strecke auf dem Rhone bis zur ersten Schleuse ist grauenhaft häßlich. Das Ufer ist befestigt,
stark befahrene Straßen und Industrie auf beiden Uferseiten. Vor der Schleuse mußten wir lange warten. Der
Schleusenwärter wollte unsere Autorisation sehen und hat sogar eine Kopie davon angefertigt. Anschließend
konnten wir einfahren, mußten die Boote aber in der Schleuse vertäuen. Dann ging's bergab, über 10 Meter. Aber
dank der Konstruktion der Schleuse gab es keinerlei Sog o.ä. beim Schleusen, so daß diese Art von Schleuse
für Ruderer völlig ungefährlich ist. Nach der Schleuse wurde die Landschaft wieder schön, rechts und links
Hügel und Berge. Sonnend trieben wir auf dem Rhone. Die Strömung ist etwas besser als hinter Chalon,
aber noch immer recht gering. Für die Mittagspause fanden wir wieder eine schöne Wiese, wo wir uns die Sonne
auf den Pelz brennen ließen. Ein vorbeifahrendes Frachtschiff machte derart große Wellen, daß wir die Boote
kaum vom Ufer abhalten konnten. Die Keraunos schlug dabei, obwohl wir sie zu dritt festhielten, leider
gegen einen Stein und zog sich einen leichten Knacks an einer Planke zu. Nach der Pause fuhren wir ein kleines Rennen im Ludgar-Spezial-Stil.
Abends erreichten wir unser Etappenziel, den Ruderclub von Saint-Romain-en-Gal, gelegen unter einer
Autobahnbrücke, direkt neben den Bahngleisen! Der Vorsitzende des Clubs empfing uns persönlich und freute sich
sehr, daß wir bei ihm im Club übernachten wollten. Zum Empfang gab es wieder Chips, Kekse und Getränke. Vielen
Dank, es hat uns sehr gefreut, überall so freundlich und herzlich begrüßt zu werden! Da es
kein Wasser gab, füllten wir unsere Wasserflaschen beim Vice-President auf. Anschließend machten wir uns ans
Reinigen der Boote, die mittlerweile völlig verdreckt waren. Das Bootshaus bestand nur aus einem Blechschuppen
mit Ritzen in der Decke und an den Seitenwänden, in dem sich die Boote befanden. Also legten wir uns mit den
Isomatten und Schlafsäcken in die Bootshalle und lauschtem dem
Rauschen der Autobahn. Mitten in der Nacht wurden wir durch einen vorbeifahrenden Güterzug hochgeschreckt,
ansonsten konnten wir mehr oder weniger gut schlafen.
Der nächste Morgen war grau und recht windig. Nach dem Frühstück unter der Brücke machten wir uns auf's
Wasser, wo uns der Wind entgegenblies und für recht raues Fahrwasser sorgte. Zwischenzeitlich wurden die
Wellen so groß, daß wir uns nur noch ganz dicht am Ufer halten konnten. Die Strecke bis zur ersten Schleuse
ist recht häßlich: Die Landschaft ist zersiedelt und Straßen laufen rechts und links am Fluß entlang. An der
Schleuse mußten wir eine herbe Enttäuschung erleben. Der Schleusenwärter weigerte sich, uns zu schleusen.
Das ist verboten! Zu gefährlich! Das würde auch auf alle anderen Schleusen am Rhone zutreffen, war
sein Kommentar. Ein Anruf im Schiffahrtsamt in Lyon brachte Gewißheit: Kein Schleusen für uns auf dem Rhone.
Also wieder Umtragen! Es sind zwar mehr oder weniger geeignete Stellen zum Herausnehmen und Einsetzen der
Boote vorhanden, aber kein Bootswagen. Die Schleusen sind so groß, daß ziemlich weite Strecken getragen werden
müssen. Aber es half nichts, wir mußten umtragen. Nach der Schleuse wurde es sonnig und der Wind ließ nach.
Auch die Landschaft wurde wieder sehr schön: Berge auf beiden Uferseiten. Vor dem zweiten Schleusenkanal kamen
wieder Wellen auf. Nach der Karte sollte neben dem Schleusenkanal ein riviere artificielle pour canoes
sein, den wir zum Durchtreideln der Boote benutzen wollten. Leider handelte es sich aber nicht um eine Kanurutsche
oder ähnliches, sondern um einen reißenden Wasserlauf mit Steilwänden, der keine direkte Verbindung zum eigentlichen
Flußlauf hatte. Also fuhren wir in den Schleusenkanal ein, 8 Km lang, windig, Strömung gleich Null,
Landschaft uninteressant. Endlich erreichten wir die Schleuse Sablons und entluden die Boote. Leider war die Entfernung
zum Umtragen so grauenhaft lang, daß wir es nicht mehr geschafft hätten, bei Helligkeit die nächste Schleuse
zu erreichen. Der Schleusenwärter durfte uns nicht schleusen, er war persönlich vom Schiffahrtsamt in Lyon
angerufen worden. Er bemühte sich zwar sehr, noch etwas für uns zu erreichen, und telefonierte herum, leider
aber erfolglos. Frustriert und enttäuscht mußten wir aufgeben. Also riefen wir in Tain l'Hermitage,
unserem Etappenziel an, und baten um Hilfe. Einige Zeit später kamen zwei Autos, mit denen wir und unser
Gepäck nach Tain l'Hermitage gebracht wurden. Die Boote ließen wir bei der Schleuse liegen, um die Etappe
am nächsten Tag fortzusetzen. Im Ruderclub wurden wir wieder groß empfangen: Es gab Knabberzeug und Wein,
von Bürgermeister persönlich gesponsort. Auch hier haben wir uns wieder sehr über den herzlichen Empfang
gefreut --- vielen Dank! Den Bürgermeister und den Photographen hatten wir allerdings verpaßt, da wir erst so
spät ankamen. Nachdem man uns einige Fotos von eigenen Auslandsreisen gezeigt hatte, nutzten wir die Gelegenheit,
uns heute mal wieder zu duschen, wenn auch nur mit kühlem Wasser.
Am nächsten Morgen hielten wir unser Frühstück nicht im Club ab, sondern verschoben es auf später.
Nach einer Tasse Tee brachen wir auf zum Bahnhof, da wir mit dem Zug zu unseren Booten an der Schleuse Sablons
fahren wollten. Ein Mitglied des Ruderclubs kam morgens mit dem Auto vorbei und brachte uns Infos zur
Bahnverbindung und fuhr einige von uns sogar direkt zum Bahnhof. Mit dem Zug fuhren wir nach St. Rambert,
von wo aus wir einen guten Kilometer zur Schleuse liefen. Dort gab's dann erstmal Frühstück. Anschließend
trugen wir die Boote den restlichen Weg bis zum Wasser. Das Wetter war wieder phantastisch, unterhalb der
Schleuse hatten wir etwas Strömung, und da wir das Gepäck im Club gelassen hatten, liefen die Boote unbeladen
richtig flott! Die Strecke war wie schon am letzten Tag sehr schön. Ohne Gepäck konnten wir an der nächsten
Schleuse recht gut umtragen --- hier war es auch nicht so weit wie an der Schleuse davor. Das Umtragen nutzten
wir für eine lange Mittagspause, während der wir faul in der Sonne lagen und dösten. Peter und Martin, die
wir am Vortag über unsere Probleme informiert hatten, kamen während der Pause vorbei uns sagten hallo. Nach
der Schleuse war es nicht mehr weit, und wir kamen recht früh in Tain l'Hermitage an. Dort duschten
wir wieder (diesmal war das Wasser warm) und gingen anschließend in die Stadt, wo wir uns in ein Cafe setzten.
Gegenüber war ein kleiner Rummel, wo uns die Autoscooter magisch anzogen. Begeistert rasten wir umher...
Anschließend wollten wir eigentlich noch Crepes oder Eis essen, konnten aber nichts finden. Also zogen wir uns
wieder in den Club zurück, wo wir uns auf die Ergos schwangen. Nachdem wir uns mehrfach gegenseitig übertrumpften
erreichte schließlich Christian die beste Leistung mit kurzfristig 883 Watt, gefolgt von mir mit 872 Watt,
Platz 3 ging an Folke. Nach dem Abendessen wurde wieder eine Runde Black Jack gezockt.
Super Wetter auch am letzten Tag. Nachdem der Photograph, den wir am ersten Abend verpaßt hatten, uns abgelichtet
hatte, ging's wieder auf's Wasser. Das Gepäck hatten wir Martin und Peter ins Auto geladen, so daß wir unsere
letzte Etappe ganz unbeschwert angehen konnten. Bei einer Welle übernahmen wir etwas Wasser; in der Potsdam
führte dies dazu, daß Jonas Schwimmweste sich plötzlich aufblies und kaum noch aus dem Boot herauszubekommen war.
Im Club hatte man uns geraten, nicht an der Schleuse, sondern
am Wehr umzutragen. Und dieser Tip war gut, denn hier waren es kaum mehr als 100 Meter zu tragen. Außerdem hatten
wir dadurch eine idyllische Stelle für eine Mittagspause, mit einem kleinen Wasserfall direkt neben
der Wiese. Linus überredete mich, hier sogar baden zu gehen --- kalt, aber ganz lustig! Nach der Pause folgte
das landschaftlich schönste Stück der gesamten Ruderfahrt: 10 Km auf dem alten Flußlauf des Rhone! Der Fluß
ist hier recht schmal, hat gute Strömung und windet sich durch eine tolle Hügel- und Berglandschaft! Allerdings
war nach einigen hundert Metern noch eine Flachstelle zu überwinden, bei der wir aussteigen und die Boote
leicht anheben mußten. Die Potsdam-Mannschaft wollte ganz sicher gehen und stieg bereits etwas früher aus dem
Boot aus --- da war's noch nicht ganz so flach... Unser Zielort Valence war vom Wasser
nicht sehr interessant. Hinter dem Ort erreichten wir den Ruderclub, wo unsere Ruderfahrt enden sollte.
Ursprünglich war zwar geplant, bis nach Donzere weiterzufahren, aber durch die Probleme beim Umtragen der
Schleusen waren wir einen Tag in Verzug gekommen. In Valence wurden wir wieder freundlich empfangen: Neben dem
Vereinsvorsitzenden, der sich mit uns fotografieren ließ, war auch die Presse anwesend, die uns über unsere
Fahrt ausfragte. Nach dem Abriggern und Verladen der Boote duschten wir schnell, um hinterher vom Präsident
zur zweiten Begrüßung noch Getränkte und Chips angeboten zu bekommen. Es ist toll, überall so freundlich und
interssiert empfangen zu werden! Vielen Dank auch an Valence! Mit unserem VW-Bus wurden wir zum Bahnhof in
Valence gefahren, wo die elf Bahnfahrer ihre Rückfahrt antreten sollten. Die anderen vier fuhren wie auf der
Hinfahrt mit Martin, Peter, dem Hänger und den Booten nach Berlin. Die Bahnfahrt führte uns, obwohl wir
nach Berlin wollten, zuerst einmal nach Avignon. Aus dem Zug konnten wir so noch die Strecke nach Donzere
begutachten. Vor Avignon fing es dann an zu regnen. Es ist kaum zu glauben, daß es bei unserer Anreise und Abreise
beide Male geregnet hat, während der 13 Tage aber immer sonnig war!! In Avignon gab's erstmal was zu Essen,
danach wollten wir eigentlich auf der Pont d'Avignon tanzen. Leider kann man die Brücke nur bis 19:00
Uhr betreten, also mußten wir auf einer Neubaubrücke nebenan tanzen...
Von Avignon ging es dann mit dem Nachtzug siebeneinhalb Stunden lang im Schlafsessel nach Strasbourg. Diesmal konnte man im Zug besser schlafen als auf der Hinfahrt, da der Zug nicht so viele Stops einlegte und nicht ständig jemand durch den Gang lief. In Strasbourg frühstückten wir schnell in einem Cafe, dann ging's nach Frankfurt zum zweiten Frühstück und anschließend mit dem ICE nach Berlin, wo wir am Freitag Nachmittag ankamen.
Fazit: Die Planung war zwar anstrengend, aber die Fahrt hat für alle Strapazen mehr als entschädigt! Das Wetter hat perfekt mitgespielt --- jeden Tag Sonne, nie Regen --- besser hätte es nicht sein können! Die Strecke war schön: Anfangs hügelig und recht schmal mit guter Strömung, in der Mitte breiter, flacher und wenig Strömung und zum Schluß bergig. Besonders gut hat uns gefallen, wie herzlich und freundlich man überall empfangen wurde! Weniger freundlich allerdings war das Schiffahrtsamt in Lyon, das uns das Schleusen auf dem Rhone untersagt hat --- die gesetzlichen Bestimmungen sind für Ruderer sehr ärgerlich. Da aber Wetter und Strecke super mitgespielt haben, und auch die Gruppe sympatisch war und sich gut verstanden hat, war es aus meiner Sicht eine tolle Ruderfahrt!
Vielen Dank an alle Franzosen, die uns so freundlich empfangen und begrüßt haben, an alle Schleusenwärter, die uns geschleust und uns geholfen haben, vielen Dank an die Mitarbeiter des Service Navigation in Gray, an Martin und Peter für das Fahren der Boote und die spontanen Rettungsaktionen, an meine Mutter für ihre unzähligen Telefonate, an Sebastian und Christian für die täglichen Einkäufe und an alle Teilnehmer, die trotz des Umtragens nicht die gute Laune verloren haben!
Teilnehmer:
Schülerruderverband Wannsee: Linus, Simon, Jonas, Fabian, Otto, Nicolas (FL)
BRK Astoria: Sebastian, Christian, Folke, Philipp, Bijan, Julia, Benni, Moritz, Martin
Information |
Allgemein: Informationen zum Rudern in Frankreich |
Unterkünfte: Ruderclubs, Wassersportzentren, Zeltplätze, Bürgermeister |
Kartenmaterial: Guide de Navigation Fluviale: La Saone, Le Rhone; Tourisme et Navigation, bestellbar bei Eckardt & Messtorff |
Weitere Informationen zu dieser Strecke gibt es auf den Seiten von www.rudern-macht-doof.de. |
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