Ruderfahrt Lübben - Berlin 2000

30. September / 01. Oktober und 07./08. Oktober 2000

Bericht von Nicolas Michael

Spreewald Kurzbeschreibung: Ruderfahrt von Lübben am Rande des Spreewaldes durch enge Gräben im Spreewald und durch eine Wald- und Wiesenlandschaft, über Seen und Flüsse bis nach Berlin, dann durch die Berliner Innenstadt nach Wannsee. Gesamtstrecke: 138 Km

Streckenübersicht
Sa, 30.09. Lübben (Zeltplatz) - JH Köthen 26 Km, 5 Schleusen
So, 01.10. JH Köthen - WSV Königs-Wusterhausen 37 Km, 2 Schleusen, 2 Wehre
Sa, 07.10. WSV Königs-Wusterhausen - RG Wiking/Neukölln 31 Km, 1 Schleuse
So, 08.10. RG Wiking/Neukölln - SRV Wannsee 44 Km, 3 Schleusen



Eigentlich sollte diese Ruderfahrt bereits im Herbst 1999 stattfinden. Doch dank unserer Schulleitung, die sich in letzter Zeit verstärkt darum bemühte, alle Aktivitäten der Ruderriege zu behindern, wurde daraus nichts. Auch der dann angestrebte Termin im Juni 2000 mußte ausfallen. Schließlich wurde die Ruderfahrt dann auf zwei Wochenenden im Herbst 2000 verschoben. Zwar weigerte sich die Schulleitung nun, uns einen Jugendherbergsausweis zur Verfügung zu stellen, doch der konnte dann zum Glück über den SRV Berlin besorgt werden, so daß nun, nachdem die netten hohen Herren des Grauen Klosters uns lange Zeit immer wieder Steine in den Weg geworfen hatten, die Fahrt endlich stattfinden konnte.

Die Teilnehmerzahl schrumpfte im Sommer von 10 auf 5, so daß nur noch ein Boot nötig war. (Ein zweites sollte dann am zweiten Wochenende hinzustoßen - wozu es allerdings krankheitsbeding nicht kommen sollte.) Zum Einsatz kam wieder unser bewährter Doppelvierer Keraunos. Das Boot wurde am Freitag, dem 29.09. verladen und nach Lübben im Spreewald gefahren, wo es auf dem Gelände des Zeltplatzes Spreewald-Camping bis zum nächsten Tag auf uns warten sollte.

Schleuse Da einige von uns am Freitag abend noch beim Feuerwerk der Stern-und-Kreis (Wannsee in Flammen) ruderten, war die Anreise nach Lübben für Samstag auf eine zivile Zeit (10:49 Uhr Bhf. Zoo) angesetzt. Alle waren rechtzeitig da, Robin erreichte den Zug gerade noch so am Alexanderplatz (war zu erwarten...). Nun waren wir vollständig; ich war der zweitälteste, aber der kleinste (selbst der noch 13jährige Niklas war größer als ich), was mir dann auch den Spitznamen Käpt'n Mini einbrachte. Nach der einstündigen Bahnfahrt war Lübben erreicht, und der Fußweg zum Campingplatz mit Seesack auf der Schulter begann. Zum Glück waren es nur 20 Minuten zu gehen. Auf dem Campingplatz klappte alles reibungslos: Das Boot war binnen Minuten vom Gelände und zu Wasser getragen. Zuerst gab es noch etwas zu essen (während Passanten unser langes Boot bestaunten), dann ging's bei phantastischem Wetter (wolkenlos, angenehme Temperatur) los: Vorbei an vielen mit Touris besetzten Kähnen auf der Spree und durch mehrere SB-Schleusen, die gerade lang genug für einen Vierer sind. Nach 10 Km erreichten wir den Puhlstrom, den wir der etwas breiteren Hauptspree vorzogen. Die hier beginnende Strecke ist der absolute Höhepunkt der Tour: Der schmale Strom mit seinen engen Kurven ist wunderschön (und eine Herausforderung für den Steuermann)! Allerdings ist das Wasser nicht Puhlstrom immer sehr tief - insgesamt sind wir dreimal auf Grund gelaufen und mußten aussteigen, um das Boot über die Flachstelle zu ziehen. Da der Untergrund aber weich und ohne Steine ist, ist das kein Problem. Nach einiger Zeit verläßt man den Wald plötzlich und findet sich auf Feldern wieder. Über Leibsch und den Dahme-Umflutkanal erreicht man dann den Köthener See, der nach den kleinen Flüßchen riesig wirkt. Am Ufer dieses Sees liegt die JH Köthen, wo wir übernachten wollten. Nachdem wir das Boot herausgetragen hatten, bezogen wir Quartier in der Tischtennishalle. Abendessen gab's in der Gaststätte nebenan: Bis auf Robin aßen wir alle die Knoblauch-Bombe... Danach spielten wir noch ein bißchen Frisbee, während die anderen Jugendherbergsgäste laut Musik hörten. Glücklicherweise gab es nur wenige Mücken, die wir dank Autan und unseres Knoblauchgestanks recht erfolgreich die Nacht über fern halten konnten, und als es draußen leiser wurde, konnten wir auch schlafen.

Bootsschleppe Auch am zweiten Tag hatten wir gutes Wetter. Anfangs war es noch etwas bewölkt, doch später heiterte es auf. Nach ausgiebigem Frühstück stachen wir in See. Über den Dahme-Umflutkanal erreichten wir bald das erste Wehr, das sich mittels eines Gleiswagens leicht überwinden ließ. Nach 900m kam das zweite Wehr. Hier war leider eine Brücke im Bau, so daß der Gleiswagen nur für die Hälfte der Strecke nutzbar war. Den Rest mußten wir mit einem zweiten Radwagen bewältigen, doch zum Schluß ging es im nassen Gras steil bergab zum Wasser: Hier half nur Tragen - ein sehr mühsames Unterfangen... Während wir uns Zentimeter um Zentimeter die Steilwand hinunter trauten, wurde das Boot immer schwerer. Zum Glück waren wir am Heck zu viert, so daß es nicht so schlimm war, wenn einer mal wegrutschte - dann mußten die anderen halt zu dritt tragen.... Glücklicherweise schafften wir es aber ohne Bootsschaden, das Boot wieder ins Wasser zu setzen! Nach kurzer Verschnaufpause ruderten wir weiter und erreichten bald die nächste Schleuse. Leider fehlte der Schleusenwärter. In der Hoffnung, daß er um 13:30 Uhr kommen würde, obwohl wir bereits den 1. Oktober hatten (bis September ist von 12:30 bis 13:30 Mittagspause, ab Oktober wird nur nach Vereinbarung geschleust), machten auch wir erstmal Mittagspause, obwohl wir gerade erst ein Drittel der Strecke geschafft hatten. Mit der Zeit trafen weitere Kanuten und Motorboote an der Schleuse ein, und um 13:30 Uhr kam tatsächlich der Schleusenwärter, so daß wir uns ein Umtragen ersparen konnten. Die Strecke führte dann weiter über den schönen Dahme-Umflutkanal, das Wehr mit der Baustelle später dann über einige Seen bis nach Königs-Wusterhausen, wo wir nach einem Sprint den WSV Königs-Wusterhausen erreichten, auf dessen Gelände wir die Keraunos bis zum nächsten Samstag lagern wollten. Nach dem Heraustragen machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof, von wo es mit der S-Bahn nach Hause ging.

Am zweiten Wochenende, für die Strecke von Königs-Wusterhausen nach Wannsee, wurde Robin durch Max ersetzt, der allerdings verletzungsbedingt nur steuern konnte. Der Rest der Mannschaft mußte also durchrudern. Der RE brachte uns am Samstag vormittag nach Königs-Wusterhausen. Das Wetter war an diesem Wochenende nicht so gut - es war grau in grau mit leichtem Nieselregen und Temperaturen von etwa 14 Grad. Im WSV Königs-Wusterhausen, wo gerade eine clubinterne Regatta stattfand, wurden wir freundlich begrüßt. Nach dem Ablegen entschlossen wir uns spontan, auch an der Regatta "teilzunehmen". So wurde für uns die Glocke geleutet, als wir starteten und kurze Zeit später, vom Club bejubelt, wieder die Ziellinie überquerten. Hinter der Schleuse in KW ruderten wir (dank unseres Steuermanns auf leichtem Zick-Zack-Kurs) an Datschen vorbei, danach folgt etwas Industrie, später wird die Strecke dann wieder schöner. Über den Zeuthener See erreicht man den Langen See, an dessen Ufer man auch die Regattastrecke Grünau passiert - wir entschieden uns für Bahn 3. Auf dem Wasser trafen wir hier immer wieder andere Ruderer, die sich alle auf dem Weg zur Wiking befanden (dieses Wochenende war schließlich Wiking-Sternfahrt). Während die meisten von ihnen sich allerdings für die kürzere Strecke durch den Teltowkanal entschieden, ruderten wir über die Spree, vorbei an alten Industrieanlagen, und durch den (weniger interessanten) Britzer Zweigkanal. Bei der Wiking standen die Boote bereits Schlage. Dank der guten Organisation und der vielen Helfer bei der Wiking konnten die Boote aber dennoch recht schnell anlegen und zu Land getragen werden. Nachdem wir unsere Keraunos auf der Wiese hinter dem neugebauten, sehr schicken Clubhaus abgelegt hatte, gönnten wir uns noch eine warme Suppe, dann machten wir uns auf den Weg zum U-Bahnhof Grenzalle, von wo aus wir nach Hause fuhren.

RG Wiking Während der ältere Teil der Mannschaft am nächsten Morgen noch am U-Grenzallee auf die unpünktlichen "Kleinen" wartete, nutzte ich schonmal die Zeit, mich dort umzuziehen (und zog mir die vorwurfsvollen Blicke meiner Ruderkameraden zu). Schließlich waren wir vollständig und erreichten gegen 10:30 Uhr die Wiking. Viele Boote waren schon weg, die restlichen stauten sich auf der Wiese und warteten alle darauf, ihr Boot zu Wasser bringen zu können. Nach dem Entleeren unseres vollgeregneten Bootes stellten wir uns mit an. Während wir noch warteten, trafen wir die Ruderer aus dem WSV Königs-Wusterhausen wieder, die uns wohl schon gestern gesucht hatten, um uns unseren "Preis" zu überreichen (wir hatten ja das "Vierer-Rennen" gewonnen...). Leider hatten sie unseren Preis aber heute nicht dabi. Langsam kamen wir auf dem Bootsgelände vorwärts. Unsere Befürchtungen, hier noch stundenlang warten zu müssen, bestätigten sich nicht. Schon um 11:10 Uhr waren wir auf dem Wasser. Durch den Britzer Zweigkanal (Schleuse Neukölln war gesperrt) erreichten wir wieder die Spree, auf der es am Allianz-Hochhaus vorbei und durch die Beine der dort stehenden Figuren (s. Ruderfahrt Beeskow) zur Oberschleuse ging, wo wir zusammen mit einigen anderen Ruderern schleusten. Die dann folgende Strecke führt auf dem Landwehrkanal vorbei am Urbanhafen und durch Kreuzberg, entlang der Hochbahn und vorbei am Potsdamer Platz und dem Tiergarten, durch die Tiergarten-Schleuse bis zur Spree. Kurze Zeit später erreichten wir die Schleuse Charlottenburg, wo wir heute ausnahmsweise kaum Klein-Venedig warten mußten. Die nun folgende Strecke über die Spree, vorbei am Kraftwerk Reuter-West, ist wenig interessant. Zum Glück erreicht man bald die Havel, auf der wir nach einigen Kilometern nach links abzweigten und einen Abstecher durch Klein-Venedig ruderten. Durch den teils ziemlich engen "Großen Jürgengraben" erreichten wir den kleinen See in Klein-Venedig, wo wir während einer Pause die ersten Sonnenstrahlen am heutigen Tag genießen konnten. Durch den Hauptgraben und über den Stößensee erreicht man dann die Havel, von wo aus es nicht mehr weit bis zum Wannsee ist. Auch auf der Havel hatten wir nun zeitweilig etwas Sonnenschein und erreichten schon bald unser Bootshaus am Kleinen Wannsee.

Die Ruderfahrt, die mehrfach verschoben werden mußte, hat sich sehr gelohnt. Auch wenn am zweiten Wochenende das Wetter nicht ganz so schön war wie am ersten (vor allem für den Steuermann etwas kalt), war es doch zum Rudern nicht zu schlecht, und die Strecke ist allemal lohnenswert: Landschaftlich ist der Höhepunkt natürlich eindeutig die Strecke über die Puhlstrom am ersten Tag, aber auch die Teilnahme an der Wiking-Sternfahrt und das Rudern durch die Berliner Innenstadt hat Spaß gemacht.


Die Teilnehmer: Stefan Simon, Niklas Tschech, Tobias "MOJO" Luckfiel, Robin Hannß / Maximilian Offizier und Nicolas Michael (Käpt'n Mini)

Information
Adressen: Zeltplatz, JH, RCs
Strecke: Streckenbeschreibung
Kartenmaterial: Wassersport-Wanderatlas E5 - Berlin-Brandenburg


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