Bericht von Nicolas Michael
Kurzbeschreibung: Ruderfahrt auf der Oder von Eisenhüttenstadt nach Stettin. Gesamtstrecke: 211 Km.
Streckenübersicht (4 Etappen, 211 Km) | |||
Sa, 12.08. | Bootstransport und Anreise nach Eisenhüttenstadt | ||
So, 13.08. | 1. RV Fürstenberg (Eisenhüttenstadt) - Altbleyen b. Küstrin-Kietz | 67 Km | 1 Schl |
Mo, 14.08. | 2. Altbleyen b. Küstrin-Kietz - Hohensaaten | 48 Km | |
Di, 15.08. | 3. Hohensaaten - RC Schwedt | 38 Km | 1 Schl |
Mi, 16.08. | 4. RC Schwedt - Zeltplatz Dammer See (Stettin) | 58 Km | |
Do, 17.08. | Ruhetag in Stettin und Bootstransport mit Rückreise nach Berlin |
Ursprünglich hatten wir für diesen Sommer eine zweiwöchige Ruderfahrt auf der
Weichsel von Krakau nach Warschau geplant, aber leider
konnten wir für den vorgesehenen Zeitraum nicht genügend Leute finden, und so entschlossen wir uns, als kleinere
Alternative statt dessen eine etwas kürzere Ruderfahrt auf der Oder durchzuführen. Hierfür fanden sich schnell
fünf Teilnehmer, von denen einer jedoch kurz vor Fahrtbeginn krank wurde. Somit waren wir zu nur zu viert:
Otto, Robin, Volker und ich.
Beginnen wollten wir die Fahrt in Eisenhüttenstadt, wo wir bereits auf unserer
Oder-Ruderfahrt vor acht Jahren die Boote eingesetzt hatten. Anders als
damals wollten wir aber etwas weiter fahren und die Fahrt erst in Stettin enden lassen, um uns diese Hafenstadt,
die so nah bei Berlin liegt und die wir alle noch nicht kannten, anzuschauen.
Am Samstag trafen wir uns um 12:00 Uhr im Club, um das Boot zu verladen. Robin und Volker hatten
vorher bereits Proviant für die Fahrt eingekauft, und ich hatte bei der Autovermietung den Kleinbus abgeholt. Das
Boot, der Klinker-Doppelvierer Spree, war schnell verladen. Da wir nur zu viert waren, ließen wir ein
paar Skulls sowie die Ausleger des Bugplatzes im Bootshaus, um das Boot als Dreier-mit zu rudern. Nach dem
Verladen fuhr ich mit Robin und dem Boot nach Eisenhüttenstadt, wo wir das Boot und unser Gepäck auf dem Gelände
des Rudervereins Fürstenberg/Oder abluden. Da Mietwagen und Hänger wieder nach Berlin zurück mußten, fuhren
wir nach dem Abladen gleich wieder zurück nach Berlin, stellten den Hänger im Club ab und gaben den Kleinbus
zurück. Wenig später, um 21:00 Uhr, trafen wir uns dann alle wieder am Bahnhof Zoo, um gemeinsam mit dem
Regionalexpress nach Eisenhüttenstadt zu fahren, eine Stadt, die hauptsächlich durch ihr Stahlwerk bekannt ist.
Dort angekommen wurden wir in das Bootshaus des RV Fürstenberg hereingelassen und legten uns etwas später
schlafen.
Als wir am nächsten morgen aufwachten, regnete es. Der Wetterbericht hatte für den gesamten Tag Regen angesagt
und sollte leider Recht behalten. Nach ausgiebigem Frühstück riggerten wir das Boot auf, beluden es und trugen
es zu Wasser. Da wir nur zu viert unterwegs waren, konnten wir auch den Bugplatz mit Gepäck beladen und hatten
damit viel Platz im Boot.
Der Ruderclub Fürstenberg liegt am Oder-Spree-Kanal, der den Südosten Berlins mit der Oder
verbindet und 1891 in seiner heutigen Form fertiggestellt wurde. In Eisenhüttenstadt, das früher Fürstenberg
hieß, 1953 dann in Stalinstadt umbenannt wurde und erst seit 1961 seinen heutigen Namen trägt, trennt eine große
Schachtschleuse den Kanal von der Oder. Nach etwa zwei Kilometern erreichten wir diese Schleuse und wurden sogleich
auch geschleust. Hinter der Schleuse entdeckte Robin am Gelände einer Werft einen Marinekutter, an dem wir
kurz anlegten, damit Robin ihn sich genauer ansehen konnte. Kurz darauf kamen wir auf die Oder, die immerhin der
fünftgrößte Fluß Deutschlands ist. Von Eisenhüttenstadt bis Mescherin bildet sie die Grenze zwischen Deutschland
und Polen, bis sie hinter Mescherin komplett polnisch wird. Nach sechs Wochen Jahrhundertsommer im Juni
und Juli führten alle Flüsse, so auch die Oder, Ende Juli nur sehr wenig Wasser. Durch heftige Regenfälle
Anfang August in Polen, die dort sogar zu Hochwasser geführt hatten, hatte die Oder jetzt Mitte August aber wieder
einen relativ hohen Wasserstandt und damit auch gute Strömung. So war unsere heutige Etappe nach
Küstrin-Kietz von 67 Kilometern locker zu schaffen. Anders als 1998
hatten wir diesmal auch überhaupt keinen Wind, so daß die Oder absolut glatt war. Nur der Regen durchnäßte uns
ordentlich und gestaltete insbesondere für den Steuermann die Steueretappen auch ziemlich kalt. Wir ruderten
auf der Oder ohne viele Pausen bis Frankfurt/Oder. Dort legten wir an und machten unter einem überdachten Aussichtspunkt
am Ufer der Oder Mittagspause. Anschließend ruderten wir weiter bis Küstrin-Kietz. Das voll beladene Boot
ließ sich dabei zu dritt erstaunlich gut rudern, und dank der Strömung kamen wir schnell voran. Kurz
hinter Küstrin-Kietz liegt der Ort Altbleyen, bei dem es eine als Anlegestelle für Sportboote ausgewiesene
Stelle gibt, an der auch das Zelten erlaubt ist. Hier legten wir an und bauten im Regen schnell die Zelte auf.
Bevor wir uns in die Zelte verkriechen und trockene Kleidung anziehen konnten, mußten wir allerdings noch
Trinkwasser zum Trinken und Kochen besorgen gehen. In der Pension in Altbleyen füllte man uns unsere Flaschen
aber erst nach einigem Bitten auf, da ja angeblich die Wasser und Abwasserkosten so hoch seien -- die armen
Pensionsbetreiber machten einen so wehleidigen Eindruck, als würden sie nun die nächsten Tage selbst nichts
mehr trinken können, nachdem sie uns unsere vier Flaschen aufgefüllt hatten... Anschließend, im trockenen Zelt,
hatten Robin und Volker in ihrem Vorzelt den Kocher aufgebaut und kochten Nudel mit Sauce, die sich Otto und ich, als sie fertig
waren, abholten und dann in unserem Zelt verspeisten, während Robin und Volker ihre Portion kochten. So aßen
wir alle bei Regen im Zelt und verließen die Zelte auch nur noch zum Zähneputzen oder um dem Ruf der Natur zu
folgen.
Als wir am nächsten Morgen aufwachten, lachte die Sonne vom Himmel. Unsere erste Aktion war es daher, aus
einem Baum, einem Paar Skulls und unseren Gurten eine Wäscheleine zu bauen und daran unsere nassen Kleider
zum Trocknen aufzuhängen. Gemütlich frühstückten wir dann auf der Wiese vor dem Zelt und genossen das schöne
Wetter und die tolle Landschaft. Auch auf der Strecke gestern war die Landschaft schön gewesen, aber bei Sonne
kam sie natürlich erst richtig zur Geltung. Nach dem Frühstück mußten wir wieder frisches Wasser holen -- diesmal
bei einem Privathaus, aber die Reaktion war dieselbe wie am Vortag. Dennoch bekamen wir unser Wasser. Etwas
später als am Vortag -- gegen elf Uhr -- legten wir dann ab. Inzwischen war unsere Kleidung auf der Wäscheleine
fast vollständig getrocknet. Bei angenehmen Temperaturen -- nicht heiß, aber
warm und sonnig -- und wieder bei Windstille, ruderten wir die Oder weiter flußab, vorbei an der Einmündung
der Warthe kurz nach dem Ablegen. Ab und zu sieht man links und rechts der Oder einige kleine Ortschaften oder
Bauernhöfe liegen, aber größtenteils rudert man durch menschenleere Natur. Die deutsche Seite ist dabei komplett
flach -- einzelne Bäume und weite Wiesen. Auf der polnischen Seite dagegen sieht man gelegentlich auch einige
kleine Hügel. Die Strömung brachte uns wieder gut voran. Inzwischen waren wir sogar ganz froh, daß wir nur
zur viert und nicht zu fünft unterwegs waren, denn rudern ließ sich das Boot trotzdem gut, jeder konnte ein
Viertel der Strecke steuern, und vor allem hatten wir viel Platz im Boot und mußten nicht so hoch packen wie
zu fünft. Vielleicht sollten wir öfter einen Platz unbesetzt lassen...? Zur Mittagspause suchten wir uns
einen schönen Anlegeplatz am deutschen Ufer -- das Anlegen an der polnischen Seite ist nicht erlaubt. Am späten
Nachmittag erreichten wir dann unser Etappenziel Hohensaaten. Dort legten wir wieder an einer in der
Karte und durch Schilder am Ufer ausgewiesenen Stelle in einer Bucht zwischen zwei Buhnen an und bauten auf
der Spitze der Buhne, auf drei Seiten umgeben vom Wasser, die Zelte auf. Da wir keine Duschmöglichkeiten hatten,
gingen wir zum "Waschen" in der Oder schwimmen, was besonders in der Strömung, die einen schnell
wegtrug, Spaß machte. Zum Abendessen hatte Küchenchef Volker Risotto vorgesehen. Die Pfifferlinge hatten wir
dummerweise in Eisenhüttenstadt im Kühlschrank vergessen, und so gab es zum Reis Mohrrüben und angebratene
Wurststückchen. Wasser bekamen wir wieder im Ort. Als es dunkel wurde, legten wir uns in die Zelte
schlafen.
Als ich am nächsten Morgen um sechs Uhr aufwachte, konnte ich vom Zelt aus den Sonnenaufgang über der Oder
beobachten. Später, als wir dann aufstanden, hatte es sich leider wieder etwas zugezogen. Außerdem war es
auch recht windig. Trotz des Windes, der aus südlichen Richtungen kam und damit Schiebewind bedeutete, war
das Wasser auf der Oder aber recht glatt. Zum Frühstück wollten wir eigentlich beim Bäcker Brot und Brötchen
kaufen, allerdings mußten wir erfahren, daß der Bäcker vor einem Monat geschlossen hatte und es keinen Bäcker
mehr in Hohensaaten gibt. Folglich mußten wir mit unseren Resten Vorlieb nehmen -- Müsli hatten wir glücklicherweise
noch reichlich. Nach dem Frühstück beluden wir das Boot und machten uns auf zur
Etappe nach Schwedt. Als wir losruderten, begann es leicht zu regnen und wurde fast windstill. Zeitweise wurde der Regen
auch stärker, am Nachmittag lies er dann nach, bis er ganz aufhörte und es wieder schön wurde. Als wir
vor acht Jahren die Strecke gerudert waren, waren wir vor Hohensaaten
an die parallel zur Oder verlaufende Hohensaaten- Friedrichsthaler- Wasserstraße gerudert. Diesmal aber entschieden
wir uns für die landschaftlich interessantere Oder. Auch hier sind beide Ufer etwas unterschiedlich: Während
das deutsch Ufer absolut flach mit Wiesen und einzelnen Bäumen ist, liegen an der polnische Seite einige Hügel,
und Wälder. Da die Etappe mit nur 38 Km sehr kurz war und wir ohnehin kein Brot mehr hatten, beschlossen wir,
ohne Mittagspause gleich bis Schwedt durchzurudern. Die Strömung lies etwas nach, aber am frühen Nachmittag
waren wir in Schwedt. Durch die Schwedter Querfahrt erreichten wir die Schleuse in Schwedt, hinter der wir
zum an der Hohensaaten- Friedrichsthaler- Wasserstraße gelegenen Ruderclub kamen. Nach dem Beziehen unseres
Quartiers im RC Schwedt nutzen wir die Chance, heute duschen
zu können und machten uns anschließend auf den Weg in die Stadt, um einkaufen zu gehen. Zurück im Bootshaus
wurde dann erstmal gegessen. Anschließend liefen Volker und ich noch etwas durch Schwedt, wo teilweise kleine
zweistöckige Häuser unmittelbar neben den Plattenbauten stehen. Es gab schon einige ganz nette Ecken in
Schwedt, größtenteils ist die Stadt aber nicht sehenswert.
Der Mittwoch war bereits unser letzter Rudertag: Heute führte uns unsere Etappe nach Stettin. Schon
morgens schien die Sonne von einem wolkenlosen Himmel, und es blieb den ganzen Tag über schönes, aber nicht
heißes Sommerwetter. Die ersten
14 Kilometer ruderten wir über die Hohensaaten- Friedrichsthaler- Wasserstraße, die parallel zur Oder verläuft.
Zwischen ihr und der Oder befindet sich der Nationalpark Unteres Odertal, der sich am besten mit dem Fahrrad
erkunden läßt. Die Wiesen zwischen Oder und Hohensaaten- Friedrichsthaler- Wasserstraße werden im Herbst und
Winter zu großen Teilen geflutet, um dem Fluß mehr Raum zu geben und die Hochwassergefahr zu verringern.
Vom Ruderclub aus ruderten wir also auf dem Kanal, der praktisch keine Strömung hat, zunächst an der Papierfabrik in Schwedt vorbei nordwärts.
Wenig später kamen wir an dem nach der Wende neu gebauten Hafen Schwedt vorbei. Dieser Hafen sollte den
Küstenschiffen auf der Ostsee ermöglichen, ohne in Stettin auf Binnenschiffe umladen zu müssen direkt bis
nach Schwedt zu fahren und dort abzuladen. Dummerweise reicht aber die Fahrwassertiefe auf der
Hohensaaten- Friedrichsthaler- Wasserstraße für diese Schiffe nicht aus, so daß der Hafen völlig ungenutzt ist.
Die Strecke auf dem Kanal ist wenig spektakulär -- außer Bäumen rechts und links sieht man nicht viel. Die
letzten Kilometer werden dann wieder interessanter, und schließlich erreicht man die Westoder. Kurz zuvor
hat sich die Oder in die West- und Ostoder geteilt. Erstere bildet bis Mescherin die Grenze zwischen
Deutschland und Polen, letztere verläuft durch komplett polnisches Gebiet. Auf der Westoder ging es dann
bei wieder etwas mehr, aber dennoch geringer Strömung weiter flußab. Bei Mescherin legten wir am Grenzkontrollpunkt
an und zeigten unsere Ausweise vor, anschließend waren nun beide Ufer polnisch. Da wir die Streckenhälfte bereits
erreicht hatten, machten wir uns auf die Suche nach einer geeigneten Anlegestellt und fanden bei Kilometer 19
einen schönen Sandstrand, an dem wir Pause machten. Danach ging es weiter in Richtung Stettin. Hinter einer
Straßen- und Eisenbahnbrücke erreichten wir dann das Stadtgebiet. Auf Backbord sieht man hier einige
Plattenbauviertel liegen, voraus liegen die Industriegebiete Stettins. Beim Rudern durch Stettin stellten
wir fest, daß fast die gesamten Flußufer Industrie- und Hafengebiet waren. Neben Binnenschiffen lagen hier auch
etliche größere Schiffe. Direkt im Stadtzentrum, gegenüber des Bahnhofs, erreichten wir den auf einer Insel
gelegenen Ruderclub ASZ Szczecin, in dem wir eigentlich übernachten wollten. Leider war es mir jedoch nicht
gelungen, aus Berlin hier jemanden zu erreichen. Als wir anlegten, war auch niemand anwesend -- das Grundstück
machte den Anschein, als sei hier seit Wochen keiner mehr gewesen. Eigentlich schade, denn die Lage war toll,
direkt im Zentrum, auf einer eigenen Insel gelegen, mit einem sehr futuristischen Bootshaus. Nach einigem
Überlegen machten wir uns auf den Weg zur Weiterfahrt und trafen kurz danach einige Ruderer, die im Skiff
unterwegs waren. Ihnen folgten wir zu ihrem Ruderclub, der etwa zwei Kilometer flußab lag und legten dort
an. Ein älterer Herr, der etwas englisch sprach, teilte uns mit, es sei kein Problem, wenn wir hier übernachten
wollte, wir könnten hier zelten. Super! Also entluden wir das Boot und schauten uns etwas um. Leider mußten
wir feststellen, daß der Club auf einer Insel gelegen war, von der keine Brücke herunterführte. Es war also
weder möglich, ohne Boot ins Zentrum von Stettin zu gelangen, noch war es möglich, hier das Boot auf den
Hänger zu laden. Also trugen wir das Boot doch wieder zu Wasser, beluden es und machten uns auf den Weg zum
Zeltplatz am Dammer See, den ich als Alternative herausgesucht hatte, falls es mit dem Ruderclub nicht klappen
sollte. Vorbei an weiteren Hafenanlagen erreichten wir etwas später den Zeltplatz am Dammer See. Hier bauten
wir unsere Zelte auf und legten das Boot daneben. Zwei Holländerinnen boten uns an, uns mit ins Zentrum zu
nehmen, das wir sonst nur mit Bus und Tram erreicht hätten, und so beeilten wir uns mit dem Duschen und fuhren
dann zu sechst gedrängt im Volvo nach Stettin. Hier liefen wir etwas umher und entschieden uns dann für ein
Restaurant in der Fußgängerzone der Straße Boguslawa, wo wir uns zu sechst eine große Fischplatte teilten.
Nach dem Essen gingen wir mit den Holländerinnen in den direkt dort gelegenen Club B-52, wo zwei bierernste und
in Tarnkleidung gekleidete DJs im Cockpit einer Raumfähre Musik auflegten. Hier blieben wir bis etwa zwei Uhr
und fuhren dann zum Campingplatz zurück.
Der Donnerstag war unser Ruhetag in Stettin. Nach dem Frühstück am Zeltplatz, auch heute war es wieder
sonnig und warm, fuhren wir mit Bus und Tram nach Stettin und schauten uns die Stadt an. Stettin, mit knapp
einer halben Millionen Einwohnern die siebtgrößte Stadt Polens, liegt hauptsächlich westlich der Westoder --
hier befindet sich auch der alte Stadtkern -- erstreckt sich aber auch nach Osten bis zur Ostoder über zahlreiche
Inseln. Die Stadt hat eine etwa 850jährige Geschichte: Sie entwickelte sich Ende des 12. Jahrhunderts aus mehreren
Siedlungen und erhielt 1243 das Stadtrecht. 1278 wurde sie in den Hansebund aufgenommen. Im Jahr 1815 wurde
Stettin Hauptstadt der preußischen Provinz Pommern, bis 1945 war sie die flächenmäßig drittgrößte Stadt des
Deutschen Reichs und wichtiger Industriestandort. Insbesondere war Stettin bis Kriegsende der Haupt-Ein- und Ausfuhrhafen für
Berlin. Im Krieg wurde Stettin 1944 durch Bombenangriffe stark zerstört. Heute ist Stettin einer der
wichtigsten Industrie- und Hochschulstandorte Polens. Große Bedeutung in Stettin kommt dem Hafen zu, der
einer der größten im Ostseeraum und nach Danzig der größte Hafen Polens ist. Die Werft in Stettin ist mit
10.000 Angestellten die größte Werft in Europa.
In Stettin angekommen liefen wir zuerst vorbei am Alten Rathaus und dem Schloss der Herzöge von Pommern,
dann hinüber zum Gebäude der Seeakademie und dem Stadtmuseum, wo wir uns ein Eis gönnten. Von hier aus liefen
wir durch den Park in Richtung des Restaurants, wo wir am Vorabend gegessen hatten. Dabei kamen wir durch
viele Straßen, in denen schöne vierstöckige Altbauten stehen. Einige von ihnen sind schön restauriert, andere
etwas baufällig und heruntergekommen. Man kann hier aber erkennen, daß Stettin mal eine sehr schöne Stadt
war und in vielen Gegenden auch heute noch ist. In der Straße Boguslawa setzten wir uns in ein Cafe und liefen
dann weiter durch die Stadt über viele weitere Plätze, vorbei an der Statue des Matrosen bis zur Philharmonie,
hinter der sich ein Park mit einem Standbild Papst Johannes Paul II. befindet.
Von hier gingen wir auf einigen Umwegen wieder zurück zur Oder, um mit der Tram und dem Bus wieder zurück
zum Campingplatz zu fahren. Der Aufenthalt in Stettin war damit recht kurz, aber die Stadt hat uns wirklich
gut gefallen. Wir waren alle noch nicht oft in Polen gewesen, obwohl das Land gleich nebenan ist und auch
Stettin nicht weit entfernt ist. Zurück am Campingplatz
riggerten wir das Boot ab, bauten die Zelte ab und warteten auf Volkers Vater, der uns hier abholen wollte.
Durch einen Stau an der Grenze kam er erst eine Stunde später. Während wir warteten, aßen wir noch etwas und
testeten den "Wespenschläger", den uns die Holländerinnen geschenkt hatten: Ein Schläger, wie ein
Tennisschläger, nur kleiner, mit Batterien und einem Knopf. Wenn man auf den Knopf drückt, steht das Drahtnetz
des Schlägers unter Strom, und die Wespen, die das Gitter berühren, werden gebrutzelt. Und in der Tat, der
Schläger funktionierte hervorragend! Gegegen 18 Uhr waren wir dann auf dem Rückweg
mit Kleinbus, Hänger und Boot. Die Fahrt verlief problemlos und ohne Staus. Zurück im Club luden wir das Boot
ab, reinigten es und stellten es in die Halle zurück und machten uns auf den Weg nach Hause.
Die Ruderfahrt auf der Oder war zwar nur die Alternativfahrt zur eigentlich geplanten Tour auf der Weichsel,
aber sie hat sich gelohnt. Sie führt durch ein landschaftlich sehr reizvolles Gebiet und endet in einer
interessanten Stadt. Stettin ist sicher eine weitere Reise wert (vielleicht mit dem Kutter?), und die Oder sind
wir bestimmt auch nicht das letzte Mal gerudert.
Teilnehmer: Nicolas (FL), Otto, Volker und Robin
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