Ruderfahrt Berliner Innenstadt/Grünau mit Reichstag 1998

30. Juli bis 01. August 1998

Bericht von Nicolas Michael

Kurzbeschreibung: Dreitägige Ruderfahrt durch den Süden Berlins nach Grünau, vorbei an der Regattastrecke und in einem Bogen über den Müggelsee zurück in die Stadt. Dort durch die Innenstadt über den Spreebogen, vorbei am Reichstag und an der Museumsinsel, zurück nach Wannsee. Gesamtstrecke: 118 Km

Da der Landesruderverband Berlin e.V. am 1.8.98 eine Ruderfahrt von Berlin nach Paris in der Mitte Berlins anläßlich der Jahrfeier 50 Jahre Luftbrücke startete, wurde für diese Gelegenheit eine Sondergenehmigung erwirkt, die es gestattete, an diesem Tag durch den Spreebogen zu rudern, der ansonsten für Sportboote gesperrt ist. So ließen sich also die Paris-Ruderer von ca. 50 Berliner Ruderern auf ihren ersten Kilometern begleiten, und natürlich nutzten auch wir diese Gelegenheit, einmal durch den Spreebogen zu rudern. Da wir sowieso den Spreebogen von Ostern her ansteuern mußten, bot es sich an, vorher noch einen Abstecher nach Grünau zu machen.

Berliner Dom Also trafen wir uns am 30.8. morgens im SRVW und trugen unsere 'Keraunos' zu Wasser, die uns auch auf den meisten anderen Ruderfahrten bereits gute Dienste geleistet hatte. Das Wetter war erstaunlicherweise (wie auch an den folgenden Tagen) wesentlich besser, als es der Wetterbericht vermuten ließ. Der Weg führte uns vom Kleinen Wannsee über den Polesee, Stölpchensee und Griebnitzsee zum Teltowkanal, dem wir folgten, die Machnower Schleuse passierten und schließlich den Steg der RG Wiking für eine Mittagspause nutzten (hier erwischte uns der einzige Schauer auf unserer Tour). Bis hier war uns die Strecke bereits bekannt (und wenig interessant). Auch der Britzer Zweigkanal brachte nicht viel Abwechslung. Auf der Spree bewunderten wir die vielen alten Fabrikhallen mit den zertrümmerten Fenstern, richtig schön wurde diese Etappe eigentlich erst kurz vor dem Ziel auf der Dahme, wo besonders neben der Regattastrecke Grünau einige herrliche Bootshäuser standen, die jedoch, wie wir erfuhren, teilweise bereits verlassen waren. Unser Quartier für die Nacht war die RG Grünau, die direkt an der 1500m Markierung der Regattastrecke gelegen ist.

Reichstag Am nächsten Morgen verzehrten wir erstmal die in unserem Plastikeimer mitgeführten Köstlichkeiten, die wir bei Aldi käuflich erworben hatten und freuten uns über die Eisteemischung, die leider dem Leitungswasser kaum Geschmack verleihen konnte. Wiederum bei sonnigem Wetter, wenn auch etwas windiger, stürzten wir uns in unserem 'Blitz' auf die zweite Etappe. Nachdem uns das Ablegen von dem etwas hohen Betonsteg der RG Grünau bei dem Wind ohne bleibende Schäden am Boot gelungen war, folgten wir der Dahme über den Langen See bis zum Seddinsee, den wir dank Rückenwind segelnd überquerten. Am Ende des Sees durchruderten wir auf Empfehlung eines Ruderers der RG Grünau den Gosener Graben (und nicht den Kanal), einen herrlichen schmalen und idyllischen Graben, der etwas an den Spreewald erinnerte. Mit unserem Vierer kamen wir auch mühelos um die teils doch etwas engeren Kurven (manchmal nicht ohne Stoppen und Wende zu bewältigen), für einen Achter ist dieser Graben allerdings wohl nicht passierbar. Nach dem Graben gelangten wir durch die Müggelspree mit ihren Datschen und Villen am Ufer zum Müggelsee, wo wir diesmal leider recht kräftigen Gegenwind hatten. Nach einigen Kilometern Oder-Feeling machten wir am Südufer des Sees unsere Mittagspause, die aufgrund einiger Wespenkolonien recht kurz ausfiel. Zumindest hatte sich der Wind etwas gelegt, und der Müggelsee wurde etwas leichter passierbar. Am Ende des Sees ging's durch die Müggelspree und anschließend über Spree und Britzer Zweigkanal wie am Vortag zur RG Wiking, wo wir unser Boot für die Nacht lagerten - diesmal aber mit der U-Bahn nach Hause fuhren.

Muehlendammschleuse Der dritten Etappe ging eine kurze Nacht voraus, denn wir hatten vereinbart, uns bereits um 6:15 Uhr am U-Grenzalle zu treffen, also war 4:30 Uhr aufstehen angesagt. Anstelle von Gunnar begleitete und heute Hase. Um Viertel vor sieben war das Boot zu Wasser getragen, und nachdem wir beim Ablegen fast einen Pfeiler im Wasser gerammt hätten, durchflogen wir nun bereits zum dritten Mal den Britzer Zweigkanal (zum Glück nur 4 Km lang). Diesmal ging es auf der Spree links, und schon trafen wir die ersten anderen Ruderer auf dem Wasser. Nach anfänglichen Koordinationsproblemen bei der Insel der Jugend fanden wir den Weg auf die Spree wieder und überholten, bevor wir die Mühlendammschleuse erreichten, noch einige Boote. Hier war bereits schon der erste Höhepunkt der Tour zu verzeichnen, das Druchrudern der Oberbaumbrücke. (Ab hier ist normalerweise die Spree bis zum Humboldthafen für Sportboote gesperrt.) Um 9:00 Uhr war Treffpunkt an der Mühlendammschleuse, wo sich neben den vier Booten, die nach Paris rudern sollten, noch ca. 50 weitere Boote einfanden. Nachdem die Schleuse voll zu sein schien, schleusten wir im ersten Durchgang mit dem Großteil der Ruderer. Vorbei an der Museumsinsel durch den historischen Kern Am Reichstag der Stadt mit Blick auf den (diesmal echten) Fernsehturm am Alex erreichten wir schon bald den noch im Bau befindlichen Reichstag. Leider verabschiedete sich auf dem Weg dorthin bereits kurz hinter der Schleuse unser Steuer (Steuerstange gebrochen), womit das Steuer plötzlich einen Meter hinter dem Boot im Wasser trieb. Die Folge war, daß die folgenden 30 Kilometer nun durch die kräftige Stimme des Steuermanns ('Steuerbord überzieht --- Frei weg!') bewältigt werden mußten. Dieser Anblick sorgte natürlich bei einigen anderen Ruderern für große Erheiterung. Dennoch genossen wir den Weg durch die Spree, vorbei an einigen weiteren interessanten Neubauten und schließlich durch den Landwehrkanal zur Schleuse Charlottenburg. Hier kannten wir die Strecke bereits: Spree, durch die Spandauer Hafengegend, dann über die Havel (Pause am Grunewaldturm) und schließlich wieder zum Kleinen Wannsee, wo es uns nach dem Putzen sogar gelang, das Boot ins zweite Lager zu hiefen. Und so endete diese Ruderfahrt, die sicherlich ein ziemlich einmaliges Erlebnis war.

Streckenübersicht
SRVW - RG Grünauüber Teltowkanal, Britzer Zweigkanal, Dahme44 Km
RG Grünau - RG Wikingüber Dahme, Seddinsee, Gosener Graben, Müggelspree, Müggelsee, Spree, Britzer Zweigkanal36 Km
RG Wiking - SRVWüber Britzer Zweigkanal, Spree, Mühlendammschleuse, Landwehrkanal, Schleuse Charlottenburg, Spree, Havel, Großer Wannsee48 Km

Die Teilnehmer: Gunnar Galuschki / Hartmut "Hase" Semken, Darius Köster, Jacky Gutzmann, Otto Birnbaum, Nicolas Michael

Information
RG Grünau, Regattastr. 247, 12527 Berlin, Tel. 674 46 70 (Herr Mittendorf)
RG Wiking, Tel. 663 74 48 (Herr Becker)
Kartenmaterial: Pharus Gewässerkarte


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