Ruderfahrt Rheinsberger Gewässer / Mecklenburgische Seenplatte 1998

17. bis 20. August 1998

Bericht von Nicolas Michael

Kurzbeschreibung: Viertägige Ruderfahrt auf den Rheinsberger Gewässern und der Mecklenburgischen Seenplatte durch das norddeutsche Kanuparadies von einem See zum nächsten inkl. einem Abstecher in Richtung Havelquelle. Gesamtstrecke: 183 Km.

Eigentlich war diese Ruderfahrt ursprünglich als Wanderfahrt von Berlin zur Müritz und zurück geplant gewesen (in zwei Gruppen), aber da es an Teilnehmern mangelte, sollte die Tour nun gleich auf den Mecklenburger Seen starten. Nachdem nun alle Unterkünfte gebucht waren, das Boot gemietet war und sogar (nach den - teils kurzfristigen - Absagen weiterer Teilnehmer) die Manschaft wieder komplett war (drei Ruderer unserer Schule, dazu Robert und Katrin vom KLS, wobei Katrin aus gesundheitlichen Gründen meist steuerte), stand nichts mehr im Weg.

Und so fuhren wir am Sonntag, dem 16.8. mit der Regionalbahn von Berlin-Zoo nach Neustrelitz, wo wir unser Boot gemietet hatten. Nach der zweistündigen Bahnfahrt, die einmal quer durch Deutschland zu führen schien, erreichten wir endlich unseren Zielort. Dort am Bahnhof wurden wir gleich von unserem Bootsvermieter empfangen ('Ihr seht so aus als währt ihr Ruderer!'), der so freundlich war, uns mit unserem Gepäck zum Wassersportverein 'Einheit' Neustrelitz zu fahren. Dort wählten wir aus der Bootshalle unser Boot aus und entschieden uns schließlich für den B-Doppelvierer 'Woblitz', bei dem zu unserer großen Freude die Rollbahnen und Rollsitze, sowie die Stemmbretter komplett neu waren. Nach dem Abendessen bei einem Italiener im Ort und anschließenden Theorien über Möglichkeiten des Linksabbiegens bzw. der Form von mit Schallgeschwindigkeit fliegenden Gummibärchen gaben wir uns dem Skatspielen hin, bis wir uns schließlich schlafen legten.

Am nächsten Morgen wurden wir von der Sonne geweckt, die uns ins Gesicht strahlte. Nach dem Frühstück stachen wir mit unserem Tagesgepäck (denn wir wollten am Abend wieder nach Neustrelitz zurückkehren) in See (und zwar in den Zierker See). Bei herrlichem Wetter überquerten wir den See und durchruderten den sich anschließenden sehr schönen, wenn auch etwas langen Kammerkanal, wo wir unsere erste Schleuse erreichten (wir hatten täglich drei bis fünf Schleusen zu passieren). Nachdem wir auf dem Woblitzsee den 'nicht zu verfehlenden' Abzweig über die Havel zum Labussee nicht gefunden hatten, ruderten wir wieder ein Stückchen zurück und fanden ihn schließlich doch. Über die Havel (hier nicht ganz so breit wie in Berlin!) erreichten wir den Labussee und anschließend die Floßschleuse (schleust 10:00 - 16:00 Uhr alle zwei Stunden). Da wir nicht warten wollten, nutzten wir die dort befindliche Bootsschleppe. Hinter dem folgenden Useriner See und dem Zierzsee wurde die Havel immer enger (Foto), und je weiter wir in Richtung Jäthensee kamen, desto schmaler wurde sie - schließlich gaben wir das Rudern ganz auf und versuchten uns mit Paddeln und Staken - bei einer Breite von teilweise weiniger als 6 m wurde das Rudern dann doch etwas kompliziert. Der Jäthensee war unser Endpunkt, und nach einer schönen Pause paddelten und ruderten wir den gleichen Weg über die herrliche Havel und die schönen Seen wieder zurück. Nach einem kaum endenden Kammerkanal erreichten wir unser Quartier in Neustrelitz, wo wir uns erstmal unserer 'Woblitz' zuwandten, die sich zwar prima ruderte, aber auch einiges an Wasser zog.

Am zweiten Tag verzögerte sich unsere Abfahrt aufgrund von Frühstück und Einkauf (und langem Schlafen) auf 11:40 Uhr. Der Weg führte uns über Zierker See und Kammerkanal und weiter mit Wasser im Boot (denn mit dem Klebeband hatten wir wohl nicht ganz alle Risse getroffen) über den Woblitzsee, die Havel und viele weitere Seen bis zum RV Rheinsberg. Am heutigen Tag machten wir uns einen besonderen Spaß daraus, hinter den Schleusen mit 'vollem Rohr' an allen Kanuten und Paddlern vorbei zu rasen - ein Riesenspaß, zu dem die verblüfften Blicke der Paddler und die gewagten Überholmanöver sehr beitrugen. In Rheinsberg stellten wir fest, daß es einen Gästebucheintrag (Bild) zweier Ruderer aus dem SRV Wannsee dort gab - datiert auf den 25./27. Juli 1928! Besonders der Kommentar "Wir sind pleite!" sorgte bei uns (angesichts der schlechten finanziellen Lage des SRVW heute) für große Erheiterung.
Der dritte Tag war von den Kilometern her der kürzeste: Von Rheinsberg über etliche Seen nach Mirow und den unendlich großen Mirower See zur JH Mirow, wo wir die Nach verbringen wollten. Nachdem die 34 Km Gegenwind überwunden waren und wir uns dem Genuß einer Dusche hingegeben hatten, wurde gegrillt, danach bezogen wir unseren 'übertrieben wohlriechenden' Bungalow.

Der letzte Tag war der wohl sonnigste und wärmste von allen. Schon früh am Morgen (nämlich um 10:10 Uhr!) ruderten wir los - über den im Nu überwundenen Mirower See und andere uns bekannte Gewässer durch fünf Schleusen zurück nach Neustrelitz, diesmal sogar mit zeitweiligem Rückenwind. Nach dem Putzen der 'Woblitz' wurden wir wieder zum Bahnhof gefahren (Vielen Dank!!) und erreichten einige Zeit später wieder Berlin.

Diese Ruderfahrt war mit ihren 183 Km Wegstrecke (für die meisten von uns gleichbedeutend mit 183 Ruderkilometern) eine der schönsten Touren: Nicht nur die Landschaft war sehr reizvoll (meist naturbelassen, ohne Bebauung, herrliche Seen mit Schilf, schöne Kanäle und Flüsse), auch das Wetter spielte perfekt mit (einen Tag nach der Tour wurde es dann schlecht)! Außerdem hatten wir auch sehr viel Spaß mit den Paddlern, die vor lauter Staunen das Paddeln vergaßen, wenn sie uns sahen. (So viel Aufmerksamkeit hatte ich nicht einmal am ersten Weihnachtsfeiertag in Berlin auf der Havel!) Diese Ruderfahrt hat sich trotz einiger organisationstechnischer Probleme im Vorfeld durchaus gelohnt!

Die Teilnehmer: Gunnar Galuschki, Jacky Gutzmann, Robert Johnson (KLS), Katrin Dziergwa (KLS), Nicolas Michael

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